'HANGING' VON AYA BEN RON
Durch das Off des Theatergeländes, durch einen Lagerraum, in dem Scheinwerfer und Bühnenelemente aufbewahrt werden, wurde das Publikum auf die Rückseite des Gebäudes geleitet. Dieser Durchgang, der für das Publikum normalerweise nicht zugänglich ist, formulierte durch zwei Aspekte eine Nähe zur Thematik des Untoten: zum einen wurde eine Kompilation von Totenmärschen abgespielt und so eine musikalische Referenz zitiert, zum anderen wurde eben das 'Off' gezeigt, das normalerweise Unsichtbare des Theaters, das in Beziehung zur Metapher des Untoten als den wenig sichtbaren, dunklen und verdrängten Aspekten unserer Gesellschaft (wie z. B. Altsein und Tod) steht. Aus dem Off wurde derBesucher durch den hinteren Ausgang wieder ins Freie geleitet und auf dem Weg zur eigentlichen Veranstaltungshalle an einem 120 cm hohen und 27 m langen Banner entlang geführt, das die israelische Künstlerin Aya Ben Ron seit 2001 in verschiedenen Editionen entwickelt hat. Auf dieser lang gezogenen Leinwand mit dem Titel 'Hanging' befindet sich eine Vielzahl medizinisch-wissenschaftlicher Illustrationen, die zu einem überdimensionalen fresko-artigen Mandala angeordnet sind: "The images circulating on the bannerʼs colorful surface were all taken from scientific and medical textbooks, and then digitally redrawn on the computer as line-art images." (Vered Maimon, The rhetoric of containment). Die Größe des Kunstwerks (auch in Relation zur Enge des Durchgangs) verweigerte die Möglichkeit, 'Hanging' als Ganzes wahrzunehmen. Neben der notwendigen körperlichen Bewegung, die das Betrachten dieses Werks implizierte, spielte auch der Zeitaspekt eine entscheidende Rolle. Erst durch das Zusammensetzen der verschiedenen Ausschnitte im Vorbeigehen des Betrachters entstand in dessen Kopf ein Gesamtbild. Durch die enorme Dichte an Details dürfte aber auch kein Betrachter in der Lage gewesen sein, das tatsächliche Gesamtbild zu speichern, die Rezeption fiel für jeden Betrachter unterschiedlich aus.
