Oliver Müller: Homo faber als Selbst-Designer

Seit einigen Jahren wird über das sog. 'biotechnologische Enhancement' diskutiert, also über den nicht-therapeutischen Einsatz von medizinischen Mitteln wie Pharmazeutika, Neuro- und Gentechnologien mit dem Ziel, Menschen entweder in einer spezifischen Hinsicht oder sogar in ihrem ganzen Wesen zu verbessern.Pharmakologische Steigerungen von kognitiven Leistungen und die Kontrolle und Gestaltung von Gefühlen werden dabei ebenso ins Spiel gebracht wie die (erhebliche) Ausweitung der Lebensspanne oder weitreichende Mensch-Maschine-Verschmelzungen.

… Ideen zum Design von Menschen findet man besonders explizit in den Texten von Transhumanisten, also jenen Biotechnikern und Philosophen, die sich zum Ziel gesetzt haben, die in ihren Augen 'unfertige', 'verbesserungsbedürftige' oder als 'work in progress' interpretierte Natur des Menschen mit biotechnologischen Mitteln derart umzubauen, dass eine neue und in dieser Perspektive höherwertige Art Wesen entstehen: 'Trans-Humane'.

Buchtitel wie Redesigning Humans  oder Babies by Design  greifen dabei das Stichwort Design direkt auf. Ronald M. Green erklärt seine Titelwahl folgendermaßen:

I have chosen the title Babies by Design [...], because I believe that we are capable of bringing intelligence – ‚design’ in the best sense of the word – to our reproductive lives [...]. Genetic science has opened our biology up to self-construction and directed evolution. We will certainly try to bring our biology under our control as we have done with so much of nature. […]
Emerging genetic technology permits us to replace the destructive and wasteful process of natural selection with intelligence and design.

Diese Gedankenfigur, die Evolution selbst in die Hand zu nehmen und damit die 'Fehler' der Evolution zu beheben, um die 'Höherentwicklung' des Menschen zu beschleunigen, ist typisch für diesen Diskurs. Schon die frühen transhumanistisch-eugenischen Ansätze eines Julian Huxley kombinierten die Versprechen der Evolutionstheorie auf eine 'höhere' menschliche Existenzform mit einer von christlichen Intuitionen gespeisten Sehnsucht nach einem besseren und reineren Sein. H.G. Wells nannte die Menschen 'creatures of the twilight' und sprach davon, dass die Welt 'heavy with the promise of greater things' sei. Auch Gregory Stock behauptet, dass die 'seize control of our evolutionary future' am Horizont stehe und pointiert:
The question is no longer whether we will manipulate embryos, but when, where, and how. 

Biological enhancement wird uns seiner Meinung nach zu 'unexplored realms, eventually challenging our basic ideas about what it means to be human' führen.
Das klingt vielversprechend und aufregend. Doch werden, wie ich im Folgenden zu zeigen versuche, die Kriterien für besseres Menschen-Design aus der Logik der Technisierungsprozesse selbst generiert. Der Homo faber kann sich selbst nur als sein eigenes Ebenbild schaffen. …

Download des vollständigen Vortragstextes (9 Seiten) als PDF.

Oliver Müller ist einer der wissenschaftlichen Leiter des Projekts Die Untoten und bietet während des Kongresses die charismatische Beratung 9: 'Menschendesign' an.