Michi Knecht

IN LIMBO: DAS SOZIALE LEBEN KRYOKONSERVIERTER FRÜHEMBRYONEN

friedhof leerBei mehreren Verfahren assistierter Fortpflanzung, etwa der In-Vitro-Fertilisation, werden «überzählige» Frühembryonen tiefgefroren, um sie eventuell zu einem späteren Zeitpunkt in die Gebärmutter zu implantieren. Paare in der Reproduktionsmedizin sprechen von «Eisbärchen», «kleinen Eskimos», «Schneeflocken» oder «frozen angels». Es sind Subjekt-Objekte mit einem unsicheren sozialen Status. Welche Beziehungsgeschichten und -konstellationen entwickeln sich um diese bei minus 196 Grad Celsius in Stickstoff kryokonservierten Miniatur-Embryonen? Um Kryoembryonen als zeittypische Form eines Untoten zu verstehen, müsste eine breite Forschung all seine Existenzweisen untersuchen und die verschiedenen Praxen seiner Herstellung beschreiben. Die Ethnologin Michi Knecht sondiert die medizinischen und alltäglichen Praktiken, die den Status dieses «Protolebens » bestimmen und denkt darüber nach, ob sie als Privatbesitz, als industriell zu nutzender Rohstoff oder als common good zu betrachten seien.

 

 

Michi Knecht studierte Ethnologie, Psychologie und Soziologie in Köln und promovierte in Empirischer Kulturwissenschaft in Tübingen mit einer Arbeit zur Lebensschutzbewegung zwischen Biologie, Religion und Politik. Gegenwärtig arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Berliner Humboldt-Universität im Sonderforschungsbereich zu assistierenden Reproduktionstechnologien und Verwandtschaft in Berlin, Istanbul und transnationalen Räumen. www.sfb-repraesentationen.de